Eine wirklich fantastische Frage. Es gäbe bestimmt keinen schlechteren Zeitpunkt einen Blog zu beginnen. Blogs sind nicht mehr das Nonplusultra. Nicht mehr hip. Eigentlich eher schwerfällig – ähnlich wie Facebook. Man liest die abonnierten Blogs so routiniert, ohne große Erkenntnisse. Bei Facebook verhält es sich ähnlich. Die Aufregung des „Neuen“ ist vorüber. Selbst Insta, welches gestern extrem hip, neu, sexy, jung und vor allem „The Platform To Be“ war, wurde schon vorgestern von TikTok abgelöst. Somit ist der Blog schon fast das liebe Ömchen. Man besucht sie gerne, der Kuchen schmeckt lecker, Neuigkeiten gibt es nicht wirklich und am Gruppenstammtisch wird wild diskutiert – man hat sich arrangiert. Selbst damit kann ein Blog nicht mithalten. Dieses Format hat alles gesehen, deckt jeden Themenbereich ab – und neue Blogs haben wenig Chance gesehen zu werden. Die Kuchenstücke sind verteilt und die Helden stehen fest.
Der Wunsch meine Gedanken zu teilen besteht schon unglaublich lang; war aber durch Selbstzweifeln und Scham gebremst – außerdem kam immer das Leben und auch unglaubliche Unwissenheit dazu. Ich hatte nie die Geduld mich mit der Materie auseinander zu setzen, selbst zu erlernen was nötig warum eigenständig einen Blog umsetzen zu können. Gut, mein Anspruch an mich selbst war auch wahrscheinlich immer ein Stück zu groß.
Heute habe ich mir einfach Hilfe geholt, bei Menschen bei und mit denen ich mich sicher fühle, keine dummen Fragen zu irgendwelchen Plugins, Updates oder Transcripts zu stellen. Ich will alles ausprobieren, Learning by Doing, aber eben kein Buch dafür lesen. Lieber immer wieder die Seite zum Crashen bringen, als mich schlau machen, sondern durch „machen“ klug werden. Aber – all das muss nicht mehr sein. Heute habe ich das unglaubliche Glück einen Kreis an talentierten, wissenden und sich immer auf den neusten Stand bringenden Weggefährten um mich zu haben, die mich ehrlich und effektiv beraten. Ein wundervoll warmes und befreiendes Gefühl. Kein Bullshit, sondern Real Talk – und mit der beidseitigen Erkenntnis, dass man sich durch so ein Projekt ein Stück besser kennenlernt. Dabei spielt der Respekt füreinander ein unglaublich große Rolle – man muss den anderen nicht verstehen, sondern man kann seine Entscheidungen „stehen“ lassen. Man muss nicht immer einer Meinung sein und das Wunder der Entwicklung beobachten.
Es ist schade, dass ich, rein rechnerisch, die Hälfte meines Lebens erreichen musste, um diesen doch sehr unbedeutenden Wunsch nach einem eigenen Blog umzusetzen. Jedoch hat mir die Zeit in der wir leben gezeigt – wenn nicht jetzt, wann dann? Vor allem – warum denn nicht?! Was habe ich denn noch zu verlieren?
Schreiben ist seit Teenagertagen ein großes Ventil für mich. Es gab viele Gedichte, Texte die an Poetry Slams erinnern, bevor es dieses „Format“ gab. Einer meiner Lehrer sah durch Zufall was und das ich schrieb, erklärte mir allerdings, dass es belanglos und kindisch war – boom. Ab da achtete ich peinlich genau darauf, dass niemand meine Gedichte je zu Gesicht bekam. Somit ist dies ein großer Schritt Selbstüberwindung. Und – Boom – I am back – or – Here I am!)
Die Angst zu versagen, etwas Dummes oder Belangloses zu schreiben, uninteressant und somit unerfolgreich mit dem Betreiben eines Blogs zu sein, ist vergangen. Es ist nämlich egal. Andere Menschen schreiben Tagebuch für sich, nehmen Musik auf für sich oder fotografieren für sich – niemand wird das Ergebnis ihrer Gedanken, Sehnsüchte oder Gefühle, den Ausdruck des Moments je zu Gesicht bekommen. Auch ich habe beschlossen nicht alles zu teilen, gleichwohl möchte ich die Gelegenheit ergreifen, aus meiner Sicherheitszone zu treten und nicht mehr an das „was wäre wenn“ zu denken, sondern es zu tun. Zu teilen. Meine Gedanken aufzuschreiben, für mich – und vielleicht interessiert , inspiriert, macht wütend, lässt den Kopf schütteln oder berührt, führt es jemanden zu einem Schmunzeln. Was auch immer es ist – Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast diese Zeilen, meine Zeilen, zu lesen. Danke, für Deine Lebenszeit und Deinen Besuch hier, hoffentlich hat er etwas bewegt.