Skip to main content

Sag mal – Verlobt?!

Wie fühlt es sich an verlobt zu sein?

Ich muss gestehen, dass ich mich nicht anders fühle als vorher. Und doch – es ist anders. Irgendwie. Auf eine klitzekleine Weise. 

Als junges Mädchen habe ich mir mein erwachsenes Leben immer ausgemalt. Mädchen haben ja oft den Wunsch schnell erwachsen zu sein, machen sich gerne älter und können es kaum erwarten Altersgrenzen (süße 16, volljährige 18 oder überall auf der Welt alles tun könnende 21) zu durchbrechen, wie Schallmauern und Rekorde, welche es zu brechen gilt. 

Bei Jungs verhält sich das hingegen oft anders. Da nennt man das Alter beim Namen und muss keine Etappen erreichen, denn die kommen sowieso. Ich empfinde das als jung-männliche „Ruhe“ – beneidenswert. Gut, Männer „altern“ tendenziell schöner oder dankbarer. Sie werden reifer, männlicher, interessanter und bekommen, wenn alles gut läuft, ein Charaktergesicht. Für Frauen hingegen sind die ersten Falten, weissen Haare (meine erschienen mit großem TamTam als ich 14 war) und das zu erschlaffen drohende Bindegewebe, ein Graus. Männer dürfen einen Bauch bekommen, Frauen eher nicht. 

Aber zurück zur eigentlichen Frage.

Damals dachte ich immer: verliebt, verlobt, verheiratet. Danach Haus, Kind und natürlich ein Hund. Wenn es sein muss, auch noch eine Katze und irgendwann ein Zwergkaninchen oder Hamster. Bei mir ist’s anders gekommen. Die spiessige Vorstellung in meinem Kopf, das Non_Plus_Ultra, hat sich nicht erfüllt. Es ist schon komisch beim Beginn jeder Beziehung sich die Frage zu stellen : ist dies DIE Person, die EINE Person, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Das hat mir immer Angst gemacht. Komischerweise auch Druck, als ob dieser Auserkorene jetzt endlich der „rettende Hafen“ sein MUSS. Und wie ich dieses Wort MUSS verabscheue. Es verursacht ein grosses Unwohlsein in mir. Druck. Beklemmung. Das genaue Gegenteil von Freiheit, Liebe, Partnerschaft und Lebensfreude. 

Ich habe immer darauf gewartet, gehofft, dass ein Antrag kommen würde. Zum Glück ist dies nicht passiert. Die Männer wären die Falschen für mich gewesen – aber sowas von. Und komischerweise hat sich durch die „Änderung des konservativ vorgegebenen Ablaufes“ etwas wunderbares ergeben – es durfte eine Beziehung wachsen, sich entwickeln und alles kam so wie es eben kommen soll, wie es richtig war. 

Als ich meinen Mann traf standen die Sterne nicht gerade günstig für uns. Wir hatten sprachliche Hürden zu überwinden – bei anderen Paaren hatte ich das immer als extrem anstrengend empfunden – nun stand ich selbst da und mir kam keine Sekunde in den Sinn, dass dies ein Problem sein könnte, welches nicht zu lösen wäre oder unsere Verbindung schmälern würde. Die Distanz war ein weiteres Thema. Budapest – Berlin. Ich hatte 7 Jahre im Internat verbracht, mehrere Beziehung auf Distanz „absolviert“ und tja, ich hatte keine Geduld wieder hin und her zu reisen. Ich wollte wissen, ob wir zusammen leben können und wir als Team funktionieren. Da bin ich ihm wirklich richtig auf den Keks gegangen. Der arme Mann. Schlussendlich hat er seine Sachen gepackt und hat sein Leben, in seiner Heimat für mich aufgegeben, hat uns die Chance und Möglichkeit eröffnet, die wir brauchten. Auch als es nicht mal 2 Jahre später hiess – wir müssen nach Rügen ziehen – zog er mit, da ihm klar war, Anna und das Theater, dass ist nicht trennbar. Und etwas faszinierendes passierte. Die Zeit verflog, unsere Beziehung bestand und plötzlich, endlich, wurden wir mit und durch unserer Tochter eine Familie – ach so und das Haus (auch wenn es zur Miete ist) und der Hund waren schon vorher da. Der grösste aller Träume ging in Erfüllung. Und wisst Ihr was – ohne Verlobung, ohne Trauschein, ohne all die Dinge die man meinte haben oder einhalten zu müssen. Es passierte einfach, das Leben. Was andere dachten war uns einfach egal, denn wir, waren wir. Ganz einfach so. Und das ist gut so. 

In einer so unsteten Zeit hat mein Mann mir nun einen Antrag gemacht. In einer Zeit, wo wir nicht wissen, wie es mit allem weiter geht. Für mich könnte der Zeitpunkt und das Symbol, welches damit einher geht, nicht schöner und liebevoller sein. Für mich bedeutet es, dass wir zueinander stehen, auch wenn es Widrigkeiten zu überwinden gilt, stehen wir gemeinsam. Früher hätte ich die Bedeutung einer Verlobung als gegeben hingenommen – so laufen die Dinge eben, dass muss so – aber wir haben über 10 Jahre keine Verlobung oder Trauschein gebraucht, um zu sehen und zu fühlen, dass wir richtig füreinander und miteinander sind. Und die Verlobung, jetzt, hätte nicht sein müssen, er hätte nicht fragen brauchen, denn wir sind schon seit langem „Mann und Frau“, dennoch knüpft es das Band zwischen uns noch einmal enger. Und das tut uns sehr gut. 

Somit ja, ich fühle mich anders. Auf eine klitzekleine, so unglaublich schöne und ehrliche Weise.

Es ist schön mit dem meinem „Richtigen“ verlobt zu sein.